“Du brauchst doch gar keinen Schnuller mehr!” – warum ich meiner Tochter die Entscheidung lasse.

Meine Tochter ist etwas über drei Jahre alt und hat noch einen Schnuller. Naja, eigentlich sind es zwischen vier und sechs Schnuller. Und ja, sie braucht jeden einzelnen davon. Einen bestimmten hat sie immer im Mund und die restlichen in den Händen. Sie liebt sie abgöttisch. Sie will die Schnuller. Sie braucht sie.

Und doch sprechen uns vermehrt VerkäuferInnen an der Kasse an mit “Du brauchst den Schnuller doch gar nicht mehr. Du bist schon groß” WHAT THE HELL interessiert es dich überhaupt?!

Es steht weder ein Maßband neben meiner Tochter, noch steht ihr Alter auf ihrer Stirn. Aber ja – Schnuller ist was für Babys, das ist doch klar.
Dass auch größere Kinder noch ein absolut natürliches Saugbedürfnis haben, wissen leider die wenigsten, denn woher auch, wenn ab ca sechs Monaten versucht wird, dem Baby der antrainierte Schnuller wieder abzutrainieren?

Das Saugbedürfnis ist eines der Grundbedürfnisse eines kleinen Menschens – es gibt Sicherheit, manchmal auch Trost und Vertrauen. Es ist einfach völlig natürlich, dass ein Baby saugt. An der Brust saugt es, um Milch zu bekommen, die es sättigt. Es saugt, um sich zu beruhigen, um Sicherheit zu gewinnen.

An der Flasche saugt ein Baby um gesättigt zu werden – und dann bleibt da das ungestillte einfache Saugbedürfnis, welches dann durch den Schnuller (oder einen Finger) gestillt wird.

Wenn das biologische Abstillalter zwischen 2,5 und 7 Jahren liegt, bedeutet das nicht, dass in dieser Zeit ein Kind nur an der Brust (oder aus der Flasche) Milch trinkt, sondern eben auch das einfache Saugbedürfnis gestillt wird. Und ich kann ehrlich nicht sagen, dass meine zweijährige Tochter mehrmals am Tag ‘richtig’ Stillt, sondern eben nur nuckelt. Statt eines Schnullers hat sie eben meine Brust. Und das ist genauso in Ordnung für mich, wie der Schnuller meiner dreijährigen.

Doch das sehen die lieben VerkäuferInnen und andere Menschen eben nicht: das meine zweite – doch auch schon aus dem Babyalter – Tochter sich an meiner Brust Sicherheit holt.

Sollte ein Kind in diesem Alter solch eine Entscheidung selbst tragen?

Äh, ja! Natürlich. Alles – wirklich alles – was den Körper eines Menschen betrifft, sollte eben dieser Mensch auch selbst Entscheiden dürfen. (ausgenommen sind für mich Piercings und Tattoos oder andere ‘größere Eingriffe’)

Egal, ob es der Junge ist, der pinke Schuhe haben will oder das kleine Mädchen mit den niedlichen Zöpfen, die ab jetzt nur noch schwarz tragen will – oder eben ein Kind von drei bis sechs/sieben Jahren, das den Schnuller noch möchte.

Käme jemand auf die Idee mir etwas wegzunehmen “,weil ich jetzt mal alt genug dafür bin”? Nein. Warum? Weil ich erwachsen bin und ich eigene Entscheidungen treffe und treffen kann (meistens 😉 ). Doch ein Kind kann es genauso – es erfüllt eben nur nicht immer unsere Erwartungen/Wünsche oder die der Gesellschaft und das muss es auch nicht. 

Ich kenne viele Erwachsene , die durch Supermärkte schlendern und sich Babybrei kaufen ohne ein Baby (oder überhaupt ein Kind) zu haben. Sie essen es selbst. Und finden es lecker. So what? Verbieten, weil das für Babys ist? (Jaja, Brei und Schnuller vergleichen *aufschrei*)

Mein Kind (nicht nur meins. Jedes!) ist kompetent genug um zu wissen, was es braucht und was es haben will oder behalten will. Weder ich noch irgendjemand anderes hat da reinzureden, ob mein Kind noch einen Schnuller, eine Windel, ein Schnuffeltuch, ein Kuscheltier oder sonst irgendwas heißgeliebtes braucht – denn das ist es ja: heißgeliebt!

Und irgendwann, da nabeln sie sich ab. Stück für Stück. 

Erst wird die Hand von Mama losgelassen, in einer Umgebung, wo es sich sicher fühlt.
Dann wird die Windel weggelassen, weil es bereit ist diesen Schritt zu gehen und loszulassen.
Das Schnuffeltuch wird öfter zuhause gelassen.
Der Schnuller nur noch Nachts genutzt.

Und irgendwann sind sie so groß geworden, dass sie unser Nest verlassen und immer wieder gerne zu Besuch kommen und es so sehr schätzen, dass wir ihnen genau die Zeit gegeben haben, die sie gebraucht haben. Sie können uns vertrauen und wir ihnen. Und das ist viel mehr wert als von einer Erinnerung zu sprechen als der Nikolaus mit der Rute drohte und die Schnuller daraufhin weggenommen wurden und das Kind nicht nur traurig sondern auch voller Angst war.

Lasst ihnen Zeit. Nicht nur das, sondern vertraut ihnen. 

12 Kommentare

    1. Huhu Susanne!

      Ich weiß ja eure allgemeine Geschichte , was die Zähne betrifft, nicht. Gab es sehr sehr gute Gründe gegen einen Schnuller oder wurde „einfach so“ darauf gepocht dass er abgeschafft wird ?

      K1 war fast drei Jahre alt und K2 fast zwei als wir das erste Mal beim Zahnarzt waren und der Zahnarzt hat dieses Thema nicht mal angesprochen – und das obwohl K2 sogar Probleme mit den Zähnen hat!

      Ich denke, dass die Zahnärzte die Probleme bei den Kinderzähnen oft nur im Schnuller, Flasche oder Stillen. Das ist für mich sehr kurz gedacht , vor allem weil es viele Erfahrungsberichte gibt , wo das Kind keine einzige Sachen von oben bekommt und der Zahnarzt sagt, es soll jetzt mal der Schnuller oä weggelassen werden. „Muss ja daran liegen, kann ja nichts anderes sein“. Ich möchte persönlich , dass erst geschaut wird, ob es ein anderes Problem gibt oder es wirklich die einzige Lösung ist, den Schnuller wegzulassen.

      Puh. Lang geworden. ?

      Liebe Grüße
      Lisa

    2. Es spricht mir aus der Seele…
      meine Tochter ist jetzt 4 Jahre und 4 Monate alt und denkt gar nicht daran den Schnuller abzugeben. (Zitat: „wenn ich ein Schulkind bin.“ optional auch: „Wenn Schaf ein Schulkind ist.“ (ihr liebstes Kuscheltier)) Auch sie braucht mindestens drei. Einen für den Mund, die anderen zum Kuscheln.
      Wenn es nach ihr ginge, dürften es auch hunderte sein. 🙂
      Leider müssen wir aufgrund einer Schmelzstörung eines Backenzahns alle drei Monate zum Zahnarzt. Und jedes Mal wird dieselbe Unterhaltung geführt. „Der Schnuller muss weg, der Biss ist an den Schneidezähnen offen.“
      Ich versuche immer schon zu entschärfen, dass sie ihn schon lange nur noch zum Einschlafen nutzt und Papas Biss auch offen ist – wurde bestimmt vererbt. Und auch der Kompromiss war schon mühsam genug. Denn eigentlich hätte sie ihn gerne immer dann im Mund, wenn ihr danach ist, nicht nur abends. Verständlich.
      Ich selbst habe bis weit ins Schulalter hinein an den Fingern genuckelt und kann sehr gut nachempfinden, dass dieser Ruhepol aus Geborgen- und Sicherheit sich nicht mit dem Verlassen der „Babyzone“ abstellen lässt, meinen Zähnen und meinem Biss geht es trotzdem gut. Ich möchte ihr auch die Entscheidung überlassen wie lange sie ihr Schnullersortiment braucht. Nur braucht man Zahn- und Kinderärzten das wohl nicht zu erklären. 🙁 Frustrierend.
      Je mehr man es zum Thema macht, desto größer fällt der Frust bei allen aus.

  1. Wir haben den Schnuller (der immer nur zum Schlafen da war) auch mit knapp über 2 Jahren abgewöhnt. Weil der Kiefer anfing, erste Veränderungen (Überbiss) zu zeigen und der Zahnarzt dazu riet. Ja, sie war darüber zwei Nächte lang nicht glücklich. Aber dann konnten wir diesen “Verlust” mit mehr Kuscheln kompensieren und sie schaute selbst damals schon immer irritiert, wenn sie draußen (ältere) Kinder mit Schnuller sah.
    Vieles darf und soll sie selbst entscheiden, aber manche Dinge entscheide ich dann doch, so, wie ich hoffe, dass es für sie am besten ist, denn manchmal kann ich die Folgen besser überblicken und einschätzen…

  2. Geborgen und geliebt??? Weil ein Schnuller Geborgenheit vermittelt? Immer wieder frage ich mich, woran man die Liebe und Bindung zu einem Kind fest macht…und nur wer mit seinem Baby nach der Geburt stundenlang Bonding betreibt, hat eine intensive Bindung? Schade, dass Liebe zu unseren Kindern scheinbar nur durch äußere Faktoren und besondere “Maßnahmen” entstehen kann. Ich liebe meine Kinder, weil es einfach so ist. Ein Gefühl, das einfach da ist!
    Aber vielleicht habe ich einfach Glück gahabt, dass ich keine Hilfe brauchte ?

    1. Darf ich fragen, was mein Blogname mit diesem Beitrag zu tun hat? Ein Schnuller vermittelt keine Liebe, es ist ja ein Gegenstand.

      Ich gebe ihr den aber aus Liebe, weil ich weiß, dass sie den noch braucht.

      Ich kann auch so viel Liebe (auf ganz vielen verschiedenen Weisen) geben und trotzdem fühlt derjenige sich nicht geliebt. Das Thema Liebe ist viel zu groß um es in einem Kommentar zu sagen.

      Und nochmal: ich verstehe den Zusammenhang Schnuller+Blogname nicht.

  3. Unser Sami wird in 2 Monaten vier und schnullert immer noch. Nach dem Kiga zum Relaxen und zum Einschlafen und manchmal einfach so. Ich sehe das nicht so verbissen solange es nicht ständig ist. Bin auch der Meinung , dass sich das von ganz alleine erledigt. Mein Mann sieht das ganz anders: Sami isst schlecht wegen dem Schnuller usw. . Streiten ganz viel deswegen und sind uns da gar nicht einig…

  4. Meine Kleine, bald 3 1/2, liebt ihren Schnuller abgöttisch. Leider hat sich ihr Kiefer verformt, so dass eine Lücke zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen entstanden ist. Diese macht ihr Probleme beim Abbeißen einiger Speisen. Wir haben ein paar Vereinbarungen mit ihr getroffen um das Problem langsam einzudämmen. Der Schnuller ist jetzt nur noch zum Schlafen da, oder in extremen emotionalen Notfällen. Und wenn das nächste Frühjahr kommt und die Eichhörnchen ihre Babys bekommen (keine Ahnung wann das tatsächlich ist), werden wir den kleinen Eichhörnchenbabys ihre Schnuller schenken. Denn sicherlich brauchen sie die Schnullis dringender…. und meine Kleine hatte ausreichend Zeit sich mit dem Abschied anzufreunden

  5. Hallo Lisa, mein Sohn wird bald drei. Er bekommt seinen Schnuller noch, wenn er ins Bett geht. Am Tag haben wir vor kurzem den Schnuller abgeschafft. Wir wollten ihm auch zunächst die Zeit geben, die er dazu braucht. Er sollte sich selbst beruhigen können und entspannen dürfen. Der selbstbestimmte Schnullergebrauch wurde aber mehr und mehr und mehr. Er hatte ihn zuletzt fast ständig im Mund, nahm ihn nur zum Essen raus oder wenn wir ihn gebeten haben, ohne Schnuller mit uns zu reden. Der Schnuller diente nicht mehr zum Beruhigen. Ich glaube auch nicht, dass er immer, sobald er nicht sprach oder aß, ein Saugbedürfnis stillen musste. Es war einfach eine sehr liebgewonnene Gewohnheit geworden. In seinem Gesicht prangte der Schnuller wie ein zusätzliches Körperteil. Er hat inzwischen einen deutlichen Überbiss. Zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen klafft eine so große Lücke, dass er an Broten nur schwer abbeissen kann. Sein Profil erinnert an Mr. Burns (natürlich ist er trotzdem der schönste kleine Junge weit und breit!!). Ich gehe davon aus, dass sich dies von selbst reguliert, aber als ich ihn neulich von der Seite betrachtete, wurde mir klar, dass wir jetzt handeln müssen. Dass der Schnuller weg muss, mindestens am Tag, so schnell wie möglich auch nachts. Wir haben ihm das auch so erklärt: das ständige Schnullern ist nicht gut für seine Zähne. Ganz einfach. Dazu musste ich nicht mit “der Rute drohen” (was für ein Pathos!) und ihm auch sonst keine Angst machen. Seit gut zwei Wochen gibt es tagsüber keinen Schnuller mehr. Es gab Protest, aber viel weniger schlimm als erwartet. Seit der Schnuller tags verräumt ist, spricht er (noch) mehr und besser. Im Bett fragt er dann danach und bekommt ihn auch. Der Vergleich zwischen Schnuller und Stillen hinkt in meinen Augen – Stillen begünstigt m.E. keine Kieferverformungen. Außerdem geht es beim Stillen doch um viel mehr als die Befriedigung des Saugbedürfnis. Bindung, Nähe… das alles liefert der Schnuller nicht, und mir ist es lieber, er kuschelt jetzt ne Runde mehr, als weiter zu schnullern. Meine Kinder dürfen viele, viele Entscheidungen selbst treffen, vor allem, wenn es um ihren eigenen Körper geht. Aber bei manchen Sachen denke ich auch, sie können die Folgen nicht abschätzen. Der Schnuller (zumindest bei Dauernucklern wie meinem Sohn) fällt in diese Kategorie. Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Und ich habe den Eindruck, zu spüren, dass er sich auch ohne Schnuller beruhigen kann, dass er kein zusätzliches, körperfremdes Ding braucht, um sich ganz zu fühlen, gibt meinem Sohn ein gutes Gefühl und macht ihn stolz. LG Barbara

  6. Das thema nukel ist so emotional beladen, warum ist mir nach 10jähriger kita-arbeit immer noch ein rätsel.. Es gibt kein “richtig” und “falsch” in dieser sache (wie auch bei dem trockenwerden). Das richtig oder falsch muss jeder für sich definieren, dem zahnarzt der mir gesagt hat, meine kleine, 3j, muss umbedingt den nuki loswerden, hab ich gleich gesagt, das die fehlstellung vererbt ist, denn ich hatte auch ein nukigebis, obwohl ich weder nuki, daumen oder sonst was nahm.. Trotzdem finde ich persönlich ( und das ist was richtig oder falsch definiert, für einen selbst! Und niemand anderes!!) nukis zimlich doof, wenn die kinder grösser sind, meine darf ihren nur im bett oder auto haben seit sie läuft. 1. Find ich nukis machen kinder babylig. 2. Hätte ich n kind in der kita der beim spielen so doof auf den nuki gefallen ist, dass er sich die eine milchzahnschaufel ziehen musste und 3. Versteh ich mein kind nicht, wenn es mir was erzählen möchte..
    Da ich aber wie du liebe lisa, die entscheidung meinem kind lassen möchte, hat sie auf weinachtn 4 stöbsel bekommen, mit dem hinweis, wenn sie kaputt gehen, gibt es keine neuen mehr.. Mitlerweille lebt noch einer..

    1. Ich kann ja mal ein kleines Update geben auf deine Antwort. 🙂
      Meine Große hat mittlerweile auch keine Schnuller mehr, wir haben alle verloren und gekauft habe ich keine neuen. Sie brauchte dann auch keine mehr (also von sich aus) und die Schnuller, die ich nach einer ganzen Weile gefunden habe, habe ich dann natürlich entsorgt und nicht nochmal erwähnt oder sonstiges.

      Beim Sprechen habe ich immer gesagt, dass sie ihn bitte rausnehmen soll, weil ich sie sonst nicht verstehe.

      Relativ am Ende hatte sie den Schnuller auch nur noch zum schlafen und für unterwegs. 🙂

      Liebe Grüße !

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