Langzeitstillen mit der Souveränität einer Zweifachmama | LSZ (V)

Stillen in der Öffentlichkeit

Heute darf ich Kira (SchnuppisMama) vorstellen und wie beide ihrer Kinder sich selbstständig abstillten.


Stillen – eines meiner absoluten Herzensthemen, über das ich schon das ein oder andere Mal gebloggt habe. Ich wollte immer stillen, konnte und durfte stillen und bin glücklich über die einmal 14 Monate, die ich unsere Große gestillt habe und einmal 34 Monate bei unserer Kleinen.
Dennoch bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen, wenn ich an die Stillzeit mit unserer Großen zurückdenke. Die 14 wundervollen Monate hätte so viel mehr Monate werden können…

Langzeitstillen mit der Souveränität einer Zweifachmama

Was würde ich darum geben, hätte ich bei Schnuppi, unserem ersten Kind, schon die Souveränität gehabt, die als Zweifachmama bei Knupsi, unserer Kleinen, einfach da war. Das beziehe ich nichtmals auf den Stillstart, der bei Schnuppi wirklich schwer war, den ich aber mit meinem diesbezüglich absoluten Willen schaffte. Nein, die Souveränität, die ich rückblickend bei mir als Erstmama vermisse, hat dazu geführt, dass ich das Stillen letztendlich weder so ausgelebt, noch so unbeschwert genießen konnte und durch gefühlten Druck so reduzierte bis sich Schnuppi selbst abstillte. Das wäre einfach nicht nötig gewesen.

Der Stillweg mit Schnuppi

Schon bei unserer Großen war mir das Stillen von Anfang an unglaublich wichtig. Vor der Geburt hatte ich regelrecht Angst, ich könnte eventuell nicht stillen. Zugleich war ich als Erstmama noch stark beeinflusst von den „modernen Vorgaben“, von Kinderarzt, Babykurs-Infos und persönlichem Umfeld. Was das heißt? Dass ich in der damaligen Hebammenpraxis gemäß dem „Beikost-Zeitplan“ eine Infoveranstaltung zur Beikost-Einführung hatte. Da war meine Kleine gerade mal vier Monate alt. Zwar wurden wir darauf hingewiesen, dass sechs Monate vollstillen gut seien, dennoch begannen viele genau dann mit dem Zufüttern. Wir nicht, was bei unserem Kinderarzt nicht auf Gegenliebe stieß. Doch die Aussage, dass ich damit Allergien bei meinem Kind fördern konnte, wollte sich mir nicht erklären. Es gibt doch schließlich nichts Natürlicheres als Muttermilch. Was bitte sollte daran schlecht sein? Ich hörte – entgegen der vielen anderweitigen Meinungen – auf meinen Bauch, auf mich und stillte weiterhin voll. Ein Punkt, für den ich mich wirklich loben kann. Ich habe mich nicht beeinflussen lassen, obwohl ich generell beim ersten Kind sehr ängstlich und vorsichtig war.
Doch mit sechs Monaten folgte die fachbuchgemäße Beikosteinführung. Da unsere Tochter da sofort Geschmack dran fand, machte ich auch bedenkenlos weiter. Ein Gemüse nach dem anderen einführen, Mischmaschpürier… Ich hatte alles im Griff. Vor allem die Familie, also meine, war froh, dass ich endlich „die Kurve gekriegt“ hatte und diese ständige „Brustnuckelei“ weniger wurde. Ja, gerade die ältere Generation meiner Familie tat sich mit dem Thema Stillen schwer. Dass ich anfänglich gestillt habe, fanden sie korrekt, keine Frage, aber schnell fanden sie es an der Zeit, dass es etwas „Richtiges“ geben solle, das Kind würde doch gar nicht mehr satt. Ich habe sie reden lassen, habe auch einige Zeit dagegen gehalten, aber es muss innerlich doch an mir genagt haben.
So habe ich aktiv dazu beigetragen, dass eine Stillmahlzeit nach der anderen wegfiel und durch andere Nahrung komplett ersetzt wurde. Als wir mit knapp 14 Monaten auf nur noch einmal stillen täglich „runter waren“, wünschte ich mir so sehr, dass uns dies noch sehr lange erhalten bliebe. Ja, das bisschen wollte ich behalten, für mich, für uns beide. Was genoss ich es, dass wir morgens im Bett noch liegen bleiben konnten – mit kuschel-stillen. Doch dies war nur von ganz kurzer Dauer, ja nur Tage, dann stillte sich Schnuppi mit exakt 14 Monaten ab:

Sie guckte auf die Brust, guckte mich an und schüttelte dann einfach den Kopf.
Bäääääämmm!

Es war ein gemischtes Gefühl: Wehmut, weil ich so gerne gestillt hatte – und auch ein Stück Erleichterung, dass ich das mit der Umstellung auf das normale Essen so gut hinbekommen hatte. Und ich gebe mir Mühe, mir heute dafür keine Vorwürfe zu machen…

Der Stillweg mit Knupsi

Als ich dann mit unserer zweiten Tochter schwanger war, hatte ich nicht nur ganz viel an Mama-Erfahrung gesammelt und mir damit an zusätzlicher Mama-Kompetenz sowie Souveränität angeeignet; ich wusste mittlerweile auch sehr viel mehr über das Stillen. Und damit wurde mir auch immer klarer, dass ich schon bei unserer ersten Tochter Recht gehabt hatte, was mein Gefühl bezüglich des Stillens betraf. Diesmal sollten sie doch reden, wie sie wollten. Und wisst Ihr was? Unsere Lütte unterstützte mich darin. Wie ein Baby unterstützen kann? Indem es einem einfach keine andere Wahl lässt. Für Knupsi zählte nur Muttermilch und selbige forderte sie auch vehement ein. Interesse an unseren Mahlzeiten, wie ich es von Schnuppi kannte? Fehlanzeige. Mal probieren, so ganz entspannt im Sinne von BLW? Keine Chance. Sie verweigerte einfach alles andere.
Meine Hebamme nahm mir die Sorge, die dann doch mit zunehmendem Alter aufkam. Sie selbst vierfache Mutter berichtete mir, dass sie ihr drittes Kind über ein Jahr voll gestillt habe, weil es nichts Anderes akzeptierte. Und so akzeptierte ich auch Knupsis Weg. Mit der Zeit probierte sie immerhin mal, was es auf der Welt noch so gibt außer Muttermilch und nach unserem Spanien-Urlaub konnte ich vermelden: sie hatte sich von Muttermilch, Wassermelonen und Churros ernährt 😀
Natürlich fragte ich mich, warum sie so dermaßen fixiert auf das Stillen blieb. War das ihr Weg, als zweites Kind die nötige Zuwendung und Zeit zu bekommen? Vernachlässigte ich sie – oder durch das viele Stillen vielleicht die Große? Es zerriss mich in dieser Zeit oft, dabei kann ich zurückblickend sagen, dass wir alle etwas davon hatten. Es war die Zeit, wo ich als Mama ausgebremst und intensive Zeit mit BEIDEN Kindern verbrachte. Denn oft sah man uns drei auf dem Sofa, wie ich die Kleine stillte und sich die Große dabei an mich kuschelte und ich ihr vorlas. Und so wie Knupsi gerne ständig und dauernd gestillt wurde, so buchhungrig ist Schnuppi seit jeher. Wir konnten also wirklich Stunden so verbringen.
Ich bin sehr dankbar, dass die Stillzeit bei unserer Zweiten dann wesentlich länger klappte. Ich bewundere Mütter, die das wirklich vier, fünf, sechs Jahre schaffen – mir gingen mit der Zeit die Kräfte aus. Das Stillen zehrte zusätzlich und spürbar an meinem müden Körper, der keine Durchschlaf- sondern eher Sandwich-Mombie-Nächte in Dauerschleife kannte. Ich war müde, ich war schlapp, ich war geschafft. Es heißt, man kann so lange stillen, wie es für Kind UND Mutter okay ist. Ja, ich wünschte mir so langsam das Ende der Stillzeit, aber es war trotzdem noch okay für mich, denn nichts wünschte ich mir sehnlicher, als dass auch Knupsi ihre Stillzeit selbständig beendet – nur glauben taten mir das nur wenige!
Letztendlich stillte sie sich „aus Versehen“ im Winterurlaub ab. Dort war alles so anders und so aufregend – ich glaube wirklich, sie hat es einfach nur vergessen. Die Routine dort war eine andere, das Bett kein Gitterbett sondern ein großes. Alles war anders und das Stillen war einfach kein Thema, welches sie zuhause zu diesem Zeitpunkt jeden Abend zum Einschlafeinkuscheln einforderte. Am ersten Abend fiel es mir erst auf als sie schon längst schlief; fast war ich erschrocken darüber. Hatte ich mein armes Kind einfach so ins Bett gesteckt? Rabenmutter… Wobei.. Sie fragte sonst halt jeden Abend danach… Doch auch die übrige Zeit im Urlaub fiel kein einziges Mal die Aufforderung „Mama Brust“ – bis wir nach einer guten Woche wieder zuhause waren. Kaum war es an der Zeit ins Bett zu gehen, da fiel es ihr wohl wie Schuppen von den Augen. Sicherlich wäre eine, wie heißt es so schön, Relaktation kein Problem gewesen, aber ich für mich war dann auch einfach der Zeitpunkt und die Chance gekommen.

Wieso eigentlich Langzeitstillen?

Trotzdem gelte ich mindestens bei unserer zweiten Tochter bereits als Langzeitstillmama, obwohl diese Zeitspanne von gut zweidreiviertel Jahren im absolut normalen Stillalter liegt.
Doch warum gibt es Kritik an genau den Müttern, die es so praktizieren, wie es einmal von der Natur vorgesehen war und eben bei vielen auch nach wie vor genau so wunderbar funktioniert?
Langzeitstillen, immer bleibe ich an diesem Wort hängen. Warum heißt denn nicht einfach alles bis 6 Monate Kurzzeitstillen – das wäre logischer, natürlicher. (Dies ist keine Kritik an all den Müttern, die gar nicht oder eben nur kurz stillen, ich beziehe „kurz“ lediglich auf das natürliche Abstillalter.)
Jeder möge seinen eigenen Weg finden und zwar den, mit dem es Mutter und Kind gut geht. Ich bin keine Verfechterin von „jede muss stillen“ oder gar „jede muss ganz lange stillen“. Ich bin der Meinung, dass es jede Frau für sich selbst ergründen muss, wie ihr Weg mit ihrem Kind aussieht, wie es für beide gut funktionieren kann und wie sich Mama und Baby miteinander gut fühlen. Ich wünsche mir, dass Müttern genau die Kompetenz zugestanden wird, die sie als Spezialistinnen ihrer eigenen Kinder nun einmal haben – ohne dass der gewählte Weg, wie auch immer er aussehen mag, in Frage gestellt wird.

Wir Mamas wissen, was wir da tun! Also stellt nicht unser Herz und unser Bauchgefühl in Frage aufgrund irgendwelcher Studien oder unnatürlichen Ansichten.

Vertraut uns und lasst uns machen – das ist unsere Sache!

Eure schnuppismama


Vielen lieben Dank, Kira! <3

Eure Lisa

Ihr möchtet auch über eure (Langzeit)Stillbeziehung berichten? Ihr habt etwas, was ihr der Gesellschaft bezüglich des Themas Stillen sagen möchtet? Dann schreibt mir gerne eine Mail an geborgenundgeliebt@gmail.com !

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