Langzeitstillen war und ist normal!(ll) | Gastbeitrag von Fledermama

Stillen in der Öffentlichkeit

Es ist wieder Langzeitstillen-Montag und heute freue ich mich besonders doll!
Heute schreibt nämlich Janina von Fledermama und das besonders coole ist, dass sie in Shanghai wohnt! Dort ist das Stillen besonders..besonders halt.

Lest selbst.

Warum wir „Langzeit“Stillen

Als unser kleiner Rabe ein Jahr alt wurde, wurde mir bewusst, dass ich jetzt in die Kategorie „Langzeitstillen“ falle. Und ich fand das sehr, sehr befremdlich. Nicht, weil ich so lange gar nicht hatte stillen wollen, sondern viel mehr weil die Vorstellung, mein Kind bewusst und aktiv abzustillen, sich für mich einfach grotesk anfühlte.

Und auch jetzt, doch schon drei Monate nach seinem ersten Geburtstag, braucht der Kleine das Stillen einfach. Direkt nach dem Aufwachen, sofort wenn ich abends aus dem Büro nach Hause komme, nach dem Baden und die ganze Nacht hindurch alle paar Stunden. Wenn ich zu Hause bin auch tagsüber mal mehr und mal weniger oft. Und mittags, wenn ich arbeite, bekommt er auch weiterhin eine Flasche mit abgepumpter Muttermilch.

Mal trinkt er viel und gierig, mal nuckelt und kuschelt er mehr. Aber er braucht die Brust. Vor Kurzem zum Beispiel war er krank und wollte weder essen, noch trinken. Das Stillen war das einzige, was er akzeptierte – ohne hätten wir wohl eine gefährliche Dehydrierung riskiert und wären ggf mit Infusion im Krankenhaus gelandet. Die Brust stillt sonst natürlich seinen Hunger und Durst nicht mehr alleine, aber sie tut es noch immer, so wie auch Käsebrot nicht sein EINZIGES Nahrungsmittel ist, aber er es trotzdem gerne isst.

Das Stillen gibt ihm darüber hinaus Sicherheit und Geborgenheit und hilft ihm, zu entspannen. Wenn er Angst hat, nicht schlafen kann, sich nicht gut fühlt etc hilft das Stillen ihm dabei, sich besser zu fühlen. Und ich stille ihn auch weiterhin gerne. Für mein Kind und weil es auch mir gut tut. Egal, wie gestresst und genervt ich bin: Nach einer Stillmahlzeit bin ich – Hormonen sei Dank – die Ruhe selbst.

Und auch wissenschaftlich ist erwiesen, dass eine lange Stillbeziehung nur Vorteile bringt, wenn alle Beteiligten damit glücklich sind. Gestillte Kleinkinder bekommen mehr Kalorien und Nährstoffe und Mütter, die länger stillen, reduzieren ihr Brustkrebsrisiko ganz signifikant. Es gibt noch viel mehr Gründe, die auch aus wissenschaftlicher Sicht für eine lange Stilldauer sprechen. Beispielsweise Stillkinder.de bietet dazu immer wieder informative Artikel.

Warum Abstillen?!

Weshalb also sollte ich dem kleinen Raben und mir das wegnehmen? In einem anstrengenden Prozedere, bei dem unter absoluter Garantie Tränen vergossen würden (auf beiden Seiten)? Ich sehe dazu keinerlei Veranlassung. Es gibt für uns keinen Grund, der gegen das Stillen spricht. Also gibt es auch keinen Grund, mit dem Stillen aufzuhören.

Und so werden wir so lange weiter stillen, bis er oder ich nicht mehr wollen. Vielleicht wird das der Fall sein, wenn ich später wieder schwanger werde und wir ein zweites Kind bekommen. Vielleicht schmeckt ihm die veränderte Milch dann nicht mehr oder ich empfinde das Stillen dann als unangenehm. Dann hören wir auf. Oder solche ein Fall tritt nicht ein und wir stillen weiter. Ich sehe auch kein Hindernis darin, ein Baby und ein Kleinkind tandem zu stillen. Wie unsere Stillbeziehung weiter geht, wird die Zeit zeigen.

Wir planen das nicht im Voraus, sondern tun das, was sich für uns gut und richtig anfühlt.

Warum mischen sich Fremde ein?!

Ich hatte dazu schon einige Diskussionen im Internet. Und ich verstehe einfach nicht, warum Leute glauben, sich bei der Stilldauer einmischen zu müssen. Müttern vorschreiben zu müssen, wie lange Stillen gut ist und wann es falsch wird. Ich finde das absolut irrwitzig. Es kommt auch auch niemand daher und schreibt Eltern vor, dass ein Kind mit über 18 Monaten keinen Schnuller mehr nuckeln darf. Oder dass einem Kleinkind ab 12 Monaten auf keinen Fall ein BABY-Gläschen, das ab 8 Monaten angeboten wird, gefüttert werden darf.

Niemand würde behaupten, dass es einem Kleinkind schadet, wenn die Eltern es mit Cremesuppe füttern, obwohl es ja auch schon selbst in ein belegtes Brot beißen kann. Und wer behauptet, die Mütter würden das Kind aus Egoismus heraus zum Stillen zwingen, der hat wohl noch nie versucht, ein Kleinkind zu irgend etwas zu zwingen… Oder ein Kleinkind gestillt… 😉 Natürlich gibt es manchmal krasse Fälle, die auch ich ein wenig befremdlich finde (so ab Einschulungsalter), aber wenn ich weder Mutter noch Kind noch die genauen Umstände genauer kenne, dann halte ich den Schnabel.

Ich selbst wurde 18 Monate gestillt. Mein Bruder 3 Jahre. Für mich war also das „Langzeitstillen“ schon immer normal. Mein Mann kann sich noch daran erinnern, wie er sich selbst mit um die 2 Jahre abgestillt hat, weil ihm die Milch nicht mehr schmeckte. Und aus uns allen sind ganz normale Erwachsene geworden, die eine sehr gute Beziehung zu Ihrer Mutter haben, ohne dauerhaft an ihrem „Rockzipfel“ zu hängen. Das müsste bei mir schon ein sehr, sehr lange Rock sein, der von Deutschland bis nach China reicht… 😉

Und von meinem Opa gibt es die niedliche Geschichte, wie er mit 2-3 Jahren immer seiner Mama auf dem Hof mit einem Hocker hinterher lief und sie mit „Mama, sitz!“ aufforderte, sich hinzusetzen, damit er stillen konnte.

„Langzeitstillen“ war immer und ist auch heute also ganz normal. Es ist gesund und super, so lange alle Beteiligten damit glücklich sind. Natürlich ist das eine Grundvoraussetzung. Wer nicht (mehr) stillen möchte, sollte auch dazu nicht gedrängt werden. Aber muss halt auch im Gegenzug die eigene Empfindung nicht auf andere Übertragen. Ich selbst trage auch nicht (mehr) gerne Minirock – und käme ja trotzdem nicht drauf zu behaupten, Minirock „darf man“ ab Alter X nicht mehr tragen.

Wünschen würde ich mir daher, dass die Leute einfach öfter mal die Füße still und den Mund geschlossen halten würden, statt sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen. Ganz besonders dann, wenn da Mutter und Kind genutzt und nicht geschadet wird.


Vielen lieben Dank Janina, für diesen tollen Text und deine Erfahrungen!

Eure Lisa

Ihr möchtet auch über eure (Langzeit)Stillbeziehung berichten? Ihr habt etwas, was ihr der Gesellschaft bezüglich des Themas Stillen sagen möchtet? Dann schreibt mir gerne eine Mail an geborgenundgeliebt@gmail.com !

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