365 Tage authentische Mutter sein

Mutter

Letztens habe ich mich mit einer Freundin darüber unterhalten, dass es immer wieder zu der Diskussion kommt , dass jede Mutter versucht ‘keine schlechte Mutter’ zu sein.

An sich stimmt es ja wirklich – aber mal ehrlich, alleine der Gedanke, dass man keine schlechte Mutter sein möchte, macht einen doch schon zur guten Mutter!

Aber der Druck der Gesellschaft macht einem ganz schön zu schaffen. Da ‘soll’ Frau den Haushalt schmeißen, die Kinder erziehen und die Karriere soll auch nicht zu kurz kommen. Wieso wird so viel verlangt? Oder wird gar nicht so viel verlangt, sondern es scheint einfach nur ein Wettkampf für die Hausfrau-Mutter-Karrierefrau des Jahres zu sein?

Eine Mutter wird man über Nacht – gut auch über Tag. Egal zu welcher Jahreszeit oder Uhrzeit. Man wird es. Ganz plötzlich. Vorbereitung auf einen 24 Stunden Job für den Rest des Lebens – nur zehn Monate. Eigentlich sogar nur circa sieben bis acht Monate, da viele Frauen erst erfahren , das sie schwanger sind, wenn sie im zweiten oder dritten Monat sind.

Warum es keine schlechten Mütter gibt

Zu erst einmal : Wer hat zu bestimmen was oder wer gut oder schlecht ist? Da gehen die Ansichten und Meinungen doch oft sehr weit auseinander. Und das ist doch auch gut so!

Natürlich kann jeder sagen, dass er/sie XY gut oder schlecht findet – trotz allem finde ich, dass es niemandem zusteht, einen anderen Menschen oder dessen Handeln als gut oder schlecht zu betiteln auch wenn es im Auge des Betrachters liegt.
Schnell verletzt man einen Menschen damit und es artet in einer Diskussion aus oder eine jahrelang gut gepflegte Freundschaft neigt sich so dem Ende zu.

Wir sehen Tag für Tag Mütter mit ihren Kindern. Im Einkaufszentrum, in der Eisdiele , im Zoo oder sonst wo. Oft lachen sie und noch öfter scheinen sie genervt und zerren an ihren weinenden Kindern. Wir schütteln den Kopf und denken uns unseren Teil wie: “Man ist die überfordert, das arme Kind!”

Doch wir kennen diese Frau und ihr Kind nicht. Wir sehen diese eine Situation, manchmal sind es nur ein paar Sekunden, die wir aus deren Leben sehen. Mehr wissen wir nicht. Wir wissen nicht, ob die Mutter mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, ob sie Migräne hat , sich gerade vom Partner getrennt hat, einen geliebten Menschen verloren hat oder wirklich Überfordert ist.

Überforderung ist menschlich. Und Überforderung braucht nicht noch abwertende Blicke und einen erhobenen Zeigefinger. Überforderung benötigt Empathie und Hilfe. Zuspruch. 

Manchmal ist es schon eine Wohltat, wenn man der sichtlich genervten Mutter an der Kasse , die Sachen in den Wagen einräumt, das Kind bespaßt oder einfach einen Satz wie “Ich kenne Ihre Situation sooo gut! Kann ich Ihnen helfen?” sagt.

Überforderung wird nicht besser, wenn nur geglotzt wird und nicht gehandelt wird. An seine Grenzen stößt man manchmal so schnell – da ist eine helfende Hand eine Art Notbremse. Halt , Stopp. Ruhe. Durchatmen – Es gibt Menschen, die sehen mich. Die sehen, dass ich gerade sehr gestresst bin. Sie wollen mir nichts böses, sie wollen mir helfen. Also greife ich nach der helfenden Hand. Ich kann wieder durchatmen. Bin nicht mehr so festgefahren und kann wieder klar denken.

So einfach kann es manchmal sein – Helfen tut nicht weh. Genauso wenig, Hilfe anzunehmen, wenn sie notwendig ist.

Was Mütter alles leisten

Ich sitze hier an meinem Laptop – die Kinder machen Mittagsschlaf. Mensch, Mütter haben ja echt viel Freizeit.

Nein, so ist es (leider) nicht, auch wenn es vielleicht oft den Anschein macht.

Wir ziehen unsere Kinder an, wechseln Windeln, machen Frühstück – oh, da liegen Klamotten – schnell die Waschmaschine angemacht.
Das Kind hat noch hunger, also nochmal Frühstück gemacht – Kind hat doch keinen Hunger mehr und schmiert es über all hin – also erstmal sauber gemacht.

Das Kind möchte auf die Terrasse – also Tür auf . Kind möchte doch wieder rein. Tür wieder zu.
Kind möchte Tür auf und zu machen, kommt aber nicht an den Griff ran, also Kind die ganze Zeit halten, Kind absetzen, weil man nicht mehr kann, den Wutanfall begleiten und einen Hocker anbieten – mist, Hocker zu niedrig. Wutanfall und Trauer begleiten.

Kind will malen, also Malsachen geholt – Kind will das Mama mitmalt , aber Kind Zwei möchte stillen. Trauer begleiten. Windel wechseln, Tv an, Tv aus, aufräumen, Wäsche aufhängen, Essen kochen. Küche ist ein Chaos – egal, das kann warten. Auf das Sofa legen, um zwei Minuten später wieder aufstehen zu können – Windel wechseln. Kind hat durst, will aus der Flasche trinken, nein doch aus dem Becher. Kind ist nass, Kind umziehen, trösten.

Und irgendwann, nach einem langen Tag, viel aufräumen, kochen, begleiten und selbst die Geduld bei allem zu bewahren – ja dann, dann geht es ins Bett und auch man selbst ist so geschafft , dass man mit einschläft. Irgendwann kommen dann noch Freizeitaktivitäten , Schule etc dazu.

Als Hausfrau (oder auch Hausmann 😉 ) kommt man schnell an seine Grenzen. Das macht uns menschlich. (Entschuldigt allerdings nicht, wenn Gewalt angewendet wird!)

Mutter
Quelle pixabay.com

Zeit zum runterfahren

Diese Zeit ist so wichtig. Ich bin nun Alleinerziehend und merke, dass ich diese Zeit ganz dringend brauche. Jeden Tag. Wie jetzt, es wird Mittagsschlaf gemacht, also nehme ich mir die Zeit um zu bloggen und nicht etwa um den Haushalt zu schmeißen . Natürlich mache ich den noch. Der rennt mir nicht weg – meine persönliche Me-Time aber schon. Meine Nerven auch, wenn ich sie nicht ernst nehme und mir eine Auszeit gönne.

Es ist schwer, sich diese Zeit zu nehmen – egal ob man ein Kind oder mehrere hat. 

Und es gibt ja auch einen Satz “Wenn die Mutter ausgeglichen und glücklich ist, dann sind es die Kinder auch.” – in soweit stimmt der auch.
Berechtigt einen aber nicht, den halben Tag Me-Time zu machen, weil Mutti dann ausgeglichen und Zufrieden ist! Die Kinder haben höchste Priorität – und 10-15 Minuten ab und an am Smartphone oder was auch immer, ist völlig in Ordnung!

Vor allem wenn ihr gerade so gestresst seid, dass ihr nicht wisst wo ihr anfangen sollt : nehmt euch 10 Minuten Zeit zum durchatmen. Lieber zehn Minuten Ruhe, als in den zehn Minuten einen ‘Fehler’ begehen.

Mögliche Folgen der No-Me-Time

  • postpartale Depression (Auch Wochenbettdepression genannt, kann aber bis zu einem Jahr nach der Geburt auftreten.)
  • eigene Grenzen sind viel niedriger als ‘normalerweise’ , sprich, man wird gereizter
    Einige Situationen können einen zur Weißglut bringen, weil man nicht mehr gut reflektieren kann
  • Stresspegel kann dauerhaft hoch sein -innere Ruhe ist verschwunden
  • allgemeine Depression
  • Gesundheitliche Folgen, durch viel Stress und keine Ruhepausen

    Quelle pixabay.com
    Quelle pixabay.com

Du bist eine gute Mutter!

Mach dir das klar! Jede Mutter, ist eine gute Mutter. Jede Mutter, will das Beste für ihr Kind! Jede Mutter ist ein Mensch. Jede Mutter ist authentisch.

Egal ob sie einen BabyBjörn, ein Tragetuch oder doch einen Kinderwagen benutzt. Egal ob sie BLW macht oder ab dem vierten (oder früher) Lebensmonat Brei zufüttert. Egal ob sie ein Familienbett hat oder das Kind ein eigenes Zimmer hat. Egal ob sie stillt oder Flasche gibt.

Wir sind gute Mütter! Wir haben’s drauf! Wir sind so Multitaskingfähig wie sonst niemand! Wir sind’s einfach! Wir sind super! Wir sind toll!

Zu viel Eigenlob kann nie schaden. Zu viel Eigenkritik aber schon 😉

So, nun hör ich meinen Haushalt doch rufen – Mist. 

Macht euch einen schönen Tag! Trinkt in Ruhe einen Kaffee oder Tee und legt die Füße hoch. Ihr macht das super. Und das Jahrelang. Denkt daran !

 

Eure Lisa

 

2 Kommentare

  1. Ich wurde als Kind misshandelt und diejenigen, die in meinem Fall bestimmt haben, dass meine Mutter eine schlechte Mutter ist, waren die Ärzte im Krankenhaus.

    1. Darum geht es ja auch – dass es nicht entschuldigt werden kann, wenn Gewalt angewendet wird. In meinem Blog geht es um bedürfnisorientiertes Miteinander . Und es tut mir sehr leid, was du erfahren musstest. Die Kindheit ist so viel wichtiger als man denkt.

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