Schlafverhalten eines Babys/Kleinkindes

Meine Töchter sind zwanzig und sieben Monate alt – und keine der beiden schläft durch.
Es gab mal eine (kurze) Phase in der meine ältere Tochter so gut wie ‘durchschlief’ (so von circa 19 bis 7 Uhr morgens ) – doch ich weiß jetzt, dass es nicht ‘gut’ war bzw das ein Kind gar nicht durchschlafen kann.
Damals wurde mir ’empfohlen’ , erst den Schnuller anzubieten und danach die Brust (später dann die Flasche , warum und wieso könnt Ihr hier lesen) .

Was ich in diesen fast zwei Jahren lernen ,oder besser, erfahren durfte: es gibt immer wieder Phasen , wo das Kind (oder als man selber als Erwachsener) besser oder mal schlechter schläft.

Woran das alles liegt und ob man das Schlafverhalten eines Babys/Kleinkindes verbessern kann , könnt Ihr hier lesen.

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Der Überlebensinstinkt

Wie auch das gemeinsame Schlafen (Co-Sleeping) ist auch das nächtliche Aufwachen ein reiner Überlebensinstinkt. Babys brauchen Nachts Nahrung – die Muttermilch ist gut und schnell Verdaubar und es bedarf daher eine ‘schnelle’ Wiederaufnahme und da der Magen eines Babys noch sehr klein ist, benötigt es auch Nachts die wohltuende und überlebenswichtige Nahrungsaufnahme.
Im übrigen schützt das nächtliche Aufwachen auch vor dem Erfrieren – denn auch dann melden sich Babys und die Mutter wärmt ihr Baby während des Stillens und kuschelns.

Entwicklungsschub,Wachstum und Zähne

Vor allem Nachts werden die Wachstumshormone ausgeschüttet – Kinder die gerade wachsen sagen oft, dass ihnen ihre Beine/Arme etc weh tun , Babys und Kleinkinder können einem das noch nicht mitteilen , doch auch sie haben Wachstumsschmerzen und das weckt sie oft in der nächtlichen Ruhe auf.
Auch Entwicklungsschübe sind verantwortlich dafür, dass Babys und Kleinkinder Nachts vermehrt wach sind.

Meine beiden Töchter machen zur Zeit wahnsinnige Sprünge – die Große erweitert ihren Wortschatz und auch ihre feinmotorischen Fähigkeiten verbessern sich. Die Kleine will ‘hoch hinaus ‘ und zieht sich an Sachen hoch und ruft laut ‘BaBaBa’ – da passiert also auch ganz viel zur Zeit , das ganze macht sich vor allem Nachts bemerkbar , beide sind Nacht sehr oft wach und wollen gestillt werden (bzw bekommt die Große die Flasche).

Und auch die Zähne, die durch das Zahnfleisch brechen tun sehr weh und auch die machen die Nacht manchmal zum Tag.
Bei meinen beiden Töchtern habe ich es tagsüber gar nicht gemerkt wenn sich ein Zahn angekündigt hat – hier wurde bzw wird Abends und Nachts dann viel geweint und bis ich endlich weiß warum und weshalb , ja , da vergehen dann ein paar Nächte und dann ist der Zahn auch schon da.

REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf

Es gibt zwei Schlafphasen – Tiefschlaf kennt wohl jeder (Non-REM-Schlaf , ist aber auch nochmal in drei Kategorien eingeteilt). In diese Tiefschlafphase gelangen Erwachsene viel schneller – komisch, ich brauche Ewigkeiten zum einschlafen 😉

REM steht für rapid eye movement und heißt übersetzt ‘schnelles Augenrollen’ – kann man deutlich sehen, wenn man die Kinder oder den Partner beobachtet. Meist zuckt auch nochmal die Hand oder ein Fuß.
In dieser Phase befinden sich Neugeborene zu 50% des ganzen Schlafes über.
Mit zunehmenden Alter verkürzt sich diese Phase und man gelangt schneller in den Non-REM-Schlaf.
Die Schlafzyklen halten bei einem Baby gerade mal 50 Minuten an , bei einem Erwachsenen sind es circa  70-110 Minuten.

Wie lange ist Durchschlafen überhaupt?

Vorab sollte jedem klar sein oder werden, dass auch ein erwachsener Mensch nicht von 22 bis 8 Uhr durchschläft. Jeder Mensch , egal welchen Alters , wacht Nachts mindestens einmal auf. Manche sind nur wenige Sekunden/Minuten wach und erinnern sich daher gar nicht daran. Andere wiederum sind mehrere Minuten wach , schauen eventuell auf das Handy, gehen zur Toilette oder trinken etwas.

Und ich gestehe , ich gehöre zu der zweiten Gruppe und bin eine Nachts-auf’s-Handy-schauende. Egal ob das Kind aufwacht oder nicht, ich bin mindestens einmal (meist sogar öfter) wach.

Und wer kennt es nicht – der extrem trockene Mund und man hat das Gefühl zu verdursten und dann ext man gefühlt erstmal einen Liter Wasser , um dann eine halbe Stunde später auf die Toilette zu rennen , weil wegen : Harndrang! Hatte ich erst letzte Nacht (oder nennt man das diese/heute Nacht?!)

Übrigens sagt auch der Dr. William Sears, dass Durchschlafen (also richtig durchschlafen nicht nur Schlafen-kurz wach- weiter schlafen ) nur um die fünf bis sechs Stunden andauert.
Ein Mensch kann also gar nicht von 19 Uhr bis 7 Uhr durchschlafen – daher ist die Forderung, dass ein Kind das können und machen soll viel zu Hoch angesetzt. Aus dem Nichts soll es das können.

Abendliches Essen sagt nichts aus

Viele geben sehr früh den sehr hoch gepriesenen Grießbrei – denn der soll das Durchschlafen versprechen.
Doch merkt man es doch auch selbst : es ist egal ob man nun eine Pizza, einen Salat oder ein Brot isst – man schläft deshalb nicht unbedingt besser .
Das Schlafverhalten liegt an der Hirnreife – es entwickelt sich immer weiter (daher ist auch die nächtliche Nahrungsaufnahme wichtig!) und sorgt dafür, dass das Baby / Kind aufwacht.
Das Gehirn eines Babys / Kleinkindes vollbringt Hochleistungen , kein Wunder, dass man dann nicht schlafen kann.
Mein Hirn hält manchmal auch einfach nicht die klappe – andauernd will es mir sagen was in alles noch zu tun hab – wer kann denn schon bei dem Krach im Kopf schlafen?

Schlaftrainings sollten nicht mal der letzte Ausweg sein!

Es gibt es leider immer noch zu kaufen – dessen Name nicht genannt werden sollte, und doch Tu ich es trotzdem, damit Du davor gewarnt bist! : Jedes Kind kann schlafen lernen.
Alleine der Titel. “Lernen” .
Ist lernen nicht etwas, was man freiwillig machen sollte?
Jeder kann (freiwillig) etwas lernen , aber niemand muss (zwanghaft) etwas lernen.
Ich fand den Satz aus Sibylle Lüpolds Buch perfekt : “Schlaftrainings erfüllen die Bedürfnisse der Eltern, nicht die der Kinder.”
Und es stimmt – ich kann da nur nicken und laut ‘Ja, verdammt!’ rufen.

Diesen Satz würde ich gerne auf Plakate drucken und über all in Deutschland aufhängen ! Denn , dass das Schlafverhalten der Kinder , insbesondere der Babys, als Schlafstörung hingestellt wird, ist ein eher westliches Phänomen. Das muss sich doch mal ändern !

Auch diesen Brief und dieses Video sollten mehrfach geteilt werden – damit es auch in die hinterste Ecke gelangt.

Ich kann Nachts nicht alleine schlafen!

Ja, es stimmt – ich schlafe lieber in ‘Begleitung’ als alleine. Ich grusel mich Nachts alleine (übrigens wurde ich auch schreien gelassen und habe ein eigenes Zimmer mit eigenem Bett ‘genossen’). Geht es Dir vielleicht auch so? Und glaubst Du , dass ein Baby- welches noch nicht die kognitive Fähigkeit besitzt zu verstehen, das Mutter und/oder Vater noch da sind – glücklich ist , ganz alleine in einem dunklen Zimmer ohne die Sicherheit und Nähe der Eltern?
Ein Kuscheltier und der Schnuller können zwar das Saugbedürfnis und das Kuschelbedürfnis etwas beruhigen – aber es ist nie vollends zufrieden damit. Wie denn auch?
Das ist wie, wenn ich Lust auf ein richtig leckeres, großes Softeis mit Schokoguss und Streuseln habe , aber nur ein Wassereis bekomme – es reicht mir zwar aus , aber zufrieden und glücklich bin ich damit nicht.

Auch kann ein plötzliches / zu frühes Abstillen oder auch ‘abschieben’ ins eigene Zimmer zu Verlustängsten führen – doch nur wenn ein Kind (vor allem tagsüber) sich voll und ganz auf die Eltern verlassen kann und sich geborgen und geliebt fühlt , dann kann es sich auch Nachts so fühlen und die Nächte werden vielleicht zwar wach aber ruhig verbracht.

Fazit

Ein Baby – ach Quark.
Ein Mensch, egal welchen Alters muss und kann nicht von Uhrzeit xy bis yz durchschlafen!
Jeder hat seine kleinen Wachphasen – und das ist gut und wichtig.
Nächtliches Stillen ist wichtig für die Hirnreifung und Muttermilch ist schnell verdaulich, daher auch Nachts weiter nach Bedarf stillen .

Was allerdings etwas ruhigere oder entspanntere Nächte bringt ist zum einen Co-Sleeping – auch das nächtliche Stillen geht dann viel einfacher.
Zum anderen ist es auch sehr Kräfte raubend , wenn ein Elternteil immer in ein anderes Zimmer rennen muss um das Kind zuberuhigen .

Einschlafbegleiten gibt auch den älteren Kindern (oder Kleinkindern ) die Sicherheit und Geborgenheit , die sie zum Einschlafen brauchen.

Unsere Kinder werden auch bei jedem nächtlichen Aufwachen wieder in den Schlaf begleitet – alleine wieder einschlafen (wobei wir eh ein Familienbett haben) ist einfach schwer.

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Für jeden, der sich ein bisschen mehr mit dem Thema Co-Sleeping beschäftigen möchte , denn kann ich das Buch “Ich will bei Euch schlafen!” Von Sibylle Lüpold empfehlen.

Quellen:

Buch: “Ich will bei Euch schlafen!” Sibylle Lüpold

http://www.nestling.org/der-traum-vom-durchschlafen/

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Non-REM-Schlaf

https://de.m.wikipedia.org/wiki/REM-Schlaf

http://www.stillkinder.de/brief-eines-babys-das-schlafen-lernen-musste/?utm_campaign=shareaholic&utm_medium=facebook&utm_source=socialnetwork

6 Kommentare

  1. Entspannt euch doch mal, es gibt nicht DIE EINE Lösung! Jedes Kind ist individuell, ich glaube man kann 6 Kinder haben und jedes ist anders. Bauchgefühl hilft auch, informieren über Problemlösungen, warum nicht mal die Älteren fragen, und ausprobieren. Und nicht verzweifeln: Alle Mütter müssen da durch. Was gar nicht geht ist dieses dogmatische “So musst du das machen”. Wieso soll jede Generation das Rad neu erfinden? Geht doch nicht.

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